Aber leider: ein Rückblick auf die griechische Geschichte bestätigt nur immer wieder die traurige Tatsache, dass es in diesem merkwürdigen Lande, wo die Parteipolitik und das persönliche „Geschäft“ alles, das Vaterland nichts bedeuten, längere innerpolitische Ruheperioden niemals gegeben hat.
Man lese die Klassiker, in Sonderheit die Historiker des Altertums, man lese Gregorovius: in ununterbrochenem kurzem Wechsel jagt seit 2500 Jahren ein Putsch den andern, löste eine Regierungsform die andere ab, ein „Tyrann“ stürzte den nächsten, Verschwörungen, Intrigen, Kabalen… das ganze Mittelalter ist mit diesen ewigen Parteikämpfen angefüllt, die erst dann zur Ruhe kamen, als sich die eiserne türkische Faust auf Hellas legte. Aber bereits mit den Freiheitskriegen vor Hundert Jahren fing das Elend wieder an: Verdiente Männer wurden ermordet, um denen Platz zu machen, die „es auch besser konnten“, König Otto kam und wurde verjagt, neue „Freiheitshelden“ standen auf und fielen durch Meuchelmord, König Georg wurde ermordet, König Konstantin musste fliehen, kam zurück, um von Neuem ins Exil zu gehen. Zweimal ist Venizelos mit knapper Not der Volkswut entgangen und regiert heute wieder unumschränkt. Pangalos und Kondylis putschten um die Wette, und immer noch ist kein Ende abzusehen. Wieder sind Kräfte am Werk, die mit hochtönenden Phrasen ihren eigenen kleinen, subalternen Führerehrgeiz befriedigen wollen, Männer die auch bei den wahnwitzigsten Unternehmungen regelmäßig großen Zulauf von denen erhalten, die unbekümmert um das Wohl des großen Ganzen, sich an dem bevorstehenden Geschäft beteiligen möchten, aus dem einfachen Grunde weil der Grieche als immer „novarum rerum cupidos“ sich in den 2000 Jahren seiner Geschichte bis auf den heutigen Tag nicht geändert hat. Darin liegt auch der Schlüssel zum Verständnis aller kommenden Dinge…