Der Fürst von Gudotischki – Band 5 3.26/5 (6)

Biografie

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Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch mal ausdrücklich auf Folgendes hinweisen. Der Krieg war für alle Leute, die entweder freiwillig oder gezwungenermaßen in der Heimat bleiben mussten, ein Geschäft. Es gab nichts, was nicht finanziell ausgeschlachtet wurde. Dazu gehörte unter anderem auch die Literatur und alles was damit zusammenhängt. Man kann jedes einzelne Buch, das als Verlagszeit das Datum bis Ende 1916 sogar bis Mitte 1917 trägt, hernehmen – jedes einzelne dieser Bücher, ganz gleich, wer es geschrieben hat, ist aufgelegter Schwindel. Ich möchte bloß wissen, was sich die Nachwelt für Begriffe vom Weltkriege und vor allem von der wahren Stimmung der daran beteiligten Soldaten machen wird, wenn ihr nur dieser Blödsinn in die Hände fällt. Die Bücher lassen sich inhaltlich in zwei Klassen teilen. Da sind zunächst mal „die erfolgreichen und lustigen Kriegsbücher“ – das albernste, gesuchteste, widerwärtigste Zeug, das man sich vorstellen kann. Kein einziger Soldat hat je ein „lustiges Kriegsbuch“ geschrieben, aus dem einfachen Grunde, weil weder Stoff noch Gelegenheit dazu war. Alle diese kindisch-albernen Schmierbücher wurden von Leuten geschrieben, die nie im Felde gewesen sind oder höchstens mal die Front mit einem sehr scharfen Teleskop gerade haben mal schimmern sehen. Ob das nun der Schwätzer Ganghofer war oder andere – Blech, Blech und nochmals Blech. Im Felde wurden diese albernen Schwarten auch nie gelesen, sie wurden nur von den Angehörigen daheim gekauft, die Verleger machten ein glänzendes Geschäft und draußen blätterte man kopfschüttelnd in dem zusammenfantasierten Wahnsinn herum.

Die zweite Klasse waren die sogenannten patriotischen Bücher. In dieser tobten sich unter der Rubrik „Und wenn die Welt voll Teufel wär…“ jämmerliche Zeilenschinder nach allen Regeln der Kunst anhand der abgegriffensten Schlagworte aus. Fanden bei uns alles gut und schön, stellten den Feind als eine alberne Quantité négligable hin, der sich nur aus Feiglingen zusammensetzte, dessen Offiziere Säufer und Diebe waren, denen sie alle Grausamkeiten andichteten und im Übrigen die salbaderischsten Worte über das „Deutsche Wesen“ zusammenfaselten, an dem die Welt genesen müsse. Wenn man solche Bücher las, dann fragte man sich natürlich immer: „Ja du lieber Gott, wenn die Feinde eine solche jämmerliche Bande sind, wenn „Gott mit uns ist“, warum machen wir denn da nicht endlich mal energisch mit der ganzen Schweinerei Schluss?“ Ob diese „Dichter“ nun Gerhart Hauptmann hießen oder Alfred Kerr oder sonst wie – sie haben alle zusammen weder den Geist der Truppe, noch die Bedeutung der Zeit zu würdigen verstanden. Man nehme jedes beliebige Buch, was im Kriege geschrieben ist her, dann muss man unbedingt den Eindruck bekommen: „Nichts Schöneres als ein Krieg! Die Soldaten fühlen sich sauwohl! Machen den ganzen Tag die herrlichsten Witze, haben nicht die geringste Angst, betrachten jeden Granateinschlag als einen köstlichen Scherz, können den Augenblick nicht erwarten, wenn sie endlich krepieren dürfen, legen sich Läusezuchten der Wissenschaft halber an, oder um geeignete Namen für die Läuse zu finden. Jeder Unterstand ist ein Salon, tausendmal schöner als die prächtigste Luxuswohnung in der Heimat. Nichts schmeckt schöner als Dörrgemüse, Kunsthonig und zähes Fleisch oder salzige Heringe. So mal richtig vier Wochen hungern – nichts Schöneres und Zuträglicheres. Die Soldaten sind natürlich alle tiefreligiös, die eine Hälfte der Armee trägt den „Faust“ im Tornister, die andere die Bibel und vom Unteroffizier an aufwärts wird nur Zarathustra gelesen. Außerdem ist jeder Soldat eine Seele von Mensch…

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„Ich habe in den vorliegenden Bänden meine Kriegserlebnisse zu Nutz und Frommen meiner Nachfahren aufgezeichnet, ohne etwas zu beschönigen oder etwas zu übertreiben. Ich habe mich bemüht den Krieg so zu schildern, wie er wirklich war.“ Hans Tröbst


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